Dätwyler verkauft seine Kabelsparte

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Dätwyler fokussiert auf wachstums- und margenstarke Bereiche

Dätwyler vereinfacht die Konzernstruktur und fokussiert sich neu auf wachstums- und margenstarke Bereiche. Dazu werden die bestehenden Konzernbereiche Sealing Technologies und Pharma Packaging zum neuen Konzernbereich Sealing Solutions zusammengeführt. Der bestehende Konzernbereich Cabling Solutions wird an die Pema Holding AG (Mehrheitsaktionär der Dätwyler Holding AG) veräussert.

„Mit der Konzentration auf die zwei Konzernbereiche Technical Components und Sealing Solutions bündelt Dätwyler die Kräfte und fokussiert ihre Wachstumsstrategie auf attraktive Märkte“, erläutert Paul Hälg, CEO der Dätwyler Gruppe. „In beiden Bereichen werden wir unsere führenden Positionen in bestehenden Märkten weiter ausbauen und mittelfristig neue Marktsegmente erschliessen.“

Verkauf des Bereichs Cabling Solutions an Pema Holding AG

Dätwyler erarbeitete sich mit Cabling Solutions in den vergangenen Jahren trotz schwierigem Umfeld regional starke Nischenpositionen. Im Geschäftsjahr 2011 erreichte der Bereich einen Nettoumsatz von CHF 240.9 Mio. und einen Betriebsgewinn (EBIT) von CHF 4.6 Mio. (1.9% EBIT Marge).

Aus heutiger Sicht hat Cabling Solutions innerhalb der Dätwyler Gruppe jedoch nur limitiertes Wertsteigerungspotenzial. Der gesamte Bereich wird deshalb für CHF 95 Mio. an die Pema Holding AG verkauft. Diese verfügt als private Eigentümerin über bessere Möglichkeiten, die Aktivitäten von Cabling Solutions erfolgreich weiterzuentwickeln. Die Pema Holding AG übernimmt alle Standorte und sämtliche Mitarbeitende des Konzernbereichs Cabling Solutions. Auch das operative Management und die Marke Dätwyler bleiben unverändert erhalten und sorgen für Kontinuität. Für die Nutzung der Markenrechte und für weitere Managementdienstleistungen bestehen Verträge mit der Dätwyler Holding AG. Der neue Verwaltungsrat der Dätwyler Cabling Solutions AG wird von Hanspeter Fässler präsidiert. Er ist auch Verwaltungsrat der Pema Holding AG und der Dätwyler Holding AG. Für eine Übergangsphase sind auch der CEO und der CFO der Dätwyler Gruppe, Paul Hälg und Reto Welte, Mitglied im Verwaltungsrat der Dätwyler Cabling Solutions AG. Johannes Müller führt als CEO weiterhin das Cabling Solutions Geschäft, tritt aber per Ende 2012 aus der Konzernleitung der börsenkotierten Dätwyler Holding AG aus.

Neutrale Bewertungsgutachten zur Preisfindung

Da es sich bei der Pema Holding AG und der Dätwyler Holding AG um nahestehende Personen handelt, haben die beiden Parteien zwei neutrale Bewertungsgutachten in Auftrag gegeben (KPMG und Deloitte), um den Preis für den Konzernbereich Cabling Solutions festzulegen. Diejenigen Verwaltungsräte der Dätwyler Holding AG, welche auch Mitglieder des Verwaltungsrats der Pema Holding AG sind, waren für die Beschlussfassung in den Ausstand getreten. Ernst Lienhard, als Vertreter der Inhaberaktionäre im Dätwyler Verwaltungsrat, beurteilt den Preis aus der Sicht der börsenkotierten Gruppe als angemessen und fair und hat der Übernahme durch die Pema Holding AG zugestimmt. Die Transaktion ist an keine Bedingungen geknüpft und wird per 31. Dezember 2012 vollzogen. Bei der Dätwyler Gruppe führt die Transaktion im Geschäftsjahr 2012 zu einem Mittelzufluss von CHF 95 Mio. und zu einem einmaligen Buchgewinn von voraussichtlich rund CHF 3 Mio.

Zusammenführung der Konzernbereiche Pharma Packaging und Sealing Technologies

Mit der Kombination der beiden Bereiche Pharma Packaging und Sealing Technologies zum neuen Konzernbereich Sealing Solutions wird die Konzernstruktur der Dätwyler Gruppe weiter vereinfacht.

Die industrielle Logik der Zusammenlegung der beiden heutigen Bereiche liegt vor allem in der Bündelung des Werkstoff- und Engineering-Know-hows sowie der Produktions- und Prozesskompetenzen.

Über die Jahre haben sich die Erfolgsfaktoren der beiden Bereiche immer stärker angenähert. Auf der Absatzseite verfügen beide Bereiche mit kundenspezifischen Produkten über führende Positionen in den global adressierten Märkten. Beide Bereiche haben ein hohes Qualitätsbewusstsein und verfügen über hochvolumige Produktionsprozesse mit hohem Automatisierungsgrad. Zudem bestehen auf der Beschaffungsseite für Rohmaterialien und für Produktionsanlagen sehr ähnliche Lieferantenstrukturen.

Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit und Stärkung der Ertragskraft

Der neue Konzernbereich Sealing Solutions ist in den drei wichtigsten Wirtschaftsregionen Asien, Nafta und Europa mit eigenen leistungsfähigen Produktionsstandorten präsent. So ist beispielsweise der Anlauf der Serienproduktion im neuen Werk für Pharma-Komponenten in Indien vor kurzem erfolgt. Und die Übernahme von Zhongding, dem führenden chinesischen Hersteller von Dichtungskomponenten für die Automobilindustrie, konnte ebenfalls abgeschlossen werden. Im neuen Konzernbereich Sealing Solutions wird Dätwyler das Beste aus den bestehenden Welten zusammenführen.

Dadurch rechnet Dätwyler mit einem Synergiepotenzial von rund CHF 10 Mio. ab 2015. Insbesondere in den Bereichen Führung und Administration, Know-how und Entwicklung, Beschaffung, Produktion sowie in der globalen Expansion können durch die Bündelung der Aktivitäten die Wettbewerbsfähigkeit erhöht und die Ertragskraft gestärkt werden.

Dichtungslösungen für bestehende und neue globale Märkte

Der neue Dätwyler Konzernbereich Sealing Solutions beschäftigt an 17 eigenen Standorten rund 5‘000 Mitarbeitende und wird ab 2013 einen Jahresumsatz von über CHF 600 Mio. erwirtschaften.

Das EBIT-Zielband beträgt 11% bis 14%. Diese Zahlen sind inklusive der per 12. Oktober 2012 übernommenen Zhongding- und Hankook-Gesellschaften in China und Korea. Geführt wird der neue Dätwyler Konzernbereich Sealing Solutions durch Dirk Lambrecht, dem bisherigen CEO des Konzernbereichs Sealing Technologies. Guido Wallraff, der bisherige CEO des Konzernbereichs Pharma Packaging ist im neu geschaffenen Konzernbereich für Global Business & Customer Relations verantwortlich. Er tritt damit per sofort aus der Konzernleitung der börsenkotierten Dätwyler Holding AG aus. Dätwyler bedient heute mit elastomeren Dichtungslösungen die globalen Märkte Pharma, Diagnostics, Automotive, Civil Engineering sowie Portioned Food (Nespresso). In einer ersten Phase will Dätwyler die führenden Wettbewerbs- und Marktpositionen als starke Basis für weiteres globales Wachstum in den bestehenden Märkten nutzen. In einer zweiten Phase plant das Unternehmen, durch organisches Wachstum und durch Akquisitionen neue Märkte wie beispielsweise Medical, Chemical oder Oil&Gas zu erschliessen. Dazu plant Dätwyler das Werkstoff-Knowhow auf neue Materialien zu erweitern, wie das in der Zusammenarbeit mit Nespresso bereits erfolgreich praktiziert wird. Die mittelfristig adressierbaren Märkte weisen ein Gesamtvolumen von über CHF 4 Mrd. auf.

Technical Components unverändert als Wachstumsbereich

Auch im Konzernbereich Technical Components wird Dätwyler die Wachstumsstrategie unverändert fortsetzen. Aufbauend auf den bestehenden Unternehmen Distrelec und Maagtechnic hat die Gruppe in den vergangenen vier Jahren die schwedische Elfa (2008), die deutsche Reichelt Elektronik (2010) und die holländische Nedis (2012) übernommen. Dadurch ist Dätwyler zu einem der führenden Online/Katalog-Distributoren für IT-, Elektronik- und Engineering-Komponenten und -Zubehör in Europa aufgestiegen. Neu ist die Gruppe dank Nedis in allen europäischen Ländern präsent, zählt aber noch nicht überall zu den führenden Anbietern. In Zukunft will Dätwyler die Marktpenetration in allen bearbeiteten Ländern steigern. Dies soll einerseits durch weitere Akquisitionen aber anderseits auch durch den Eintritt bestehender Dätwyler Marken in zusätzliche Länder erfolgen. Das Mehrmarkenkonzept bietet Dätwyler die Möglichkeit, in den gleichen geografischen Märkten parallel verschiedene Kundengruppen zu bearbeiten. Die mittelfristig adressierbaren Märkte weisen ein Gesamtvolumen von über CHF 8 Mrd. auf.

Mehrmarkenkonzept mit konsequenter Nutzung von Synergien

Als Online/Katalog-Distributoren sind die Dätwyler Marken ein Bindeglied zwischen über 1‘000 Lieferanten und über einer halben Million aktiver Kunden. Mit der erreichten Grösse und Präsenz wird Dätwyler von der Optimierung des Supply-Chain-Managements durch die internationalen Geschäftskunden profitieren. Diese wollen je länger je mehr einen möglichst grossen Anteil ihres Einkaufsvolumens bei möglichst wenigen, dafür zuverlässigen Lieferanten einkaufen. Während auf der Marktseite bewusst mehrere Marken gepflegt und ausgebaut werden, nutzt Dätwyler in der Beschaffung, im Produkt-Management, in der Logistik, in der IT und im Marketing die Synergien konsequent aus. Der Dätwyler Konzernbereich Technical Components beschäftigt an 34 eigenen Standorten rund 2‘000 Mitarbeitende und wird ab 2013 einen Jahresumsatz von über CHF 700 Mio. erwirtschaften. Das EBIT-Zielband beträgt 10% bis 13%. Diese Zahlen sind inklusive der per 3. September 2012 übernommenen holländischen Nedis Gruppe. Geführt wird der Konzernbereich Technical Components unverändert von Markus Heusser.

Zwei starke und sich ergänzende Konzernbereiche

Die beiden zukünftigen Dätwyler Konzernbereiche weisen bezüglich konjunktureller Zyklizität unterschiedliche Profile auf, was die Schwankungsbreite der Gruppenmarge verringert. Vor allem das Pharma- und das Nespresso-Geschäft (zusammen in Zukunft knapp ein Drittel des Gruppenumsatzes) sind weitgehend unabhängig von der allgemeinen Industriekonjunktur und erfreuen sich eines stabilen Wachstums. Bezüglich Gewinnmargen weisen beide Konzernbereiche attraktive, zweistellige EBIT Margen auf, die durch den weiteren Markt- und Anwendungsausbau noch gesteigert werden können.

Dätwyler Gruppe mit gestärkter Finanzkraft und neuen EBIT-Zielen

Mit der neuen Gruppenstruktur will Dätwyler in Zukunft noch stärker die attraktiven Wachstumschancen in den europäischen Distributionsmärkten und den globalen Dichtungsmärkten nutzen.

Zur Finanzierung des geplanten organischen Wachstums als auch von weiteren Akquisitionen stehen genügend Mittel zur Verfügung. So fliessen der Gruppe durch den kommunizierten Verkauf des Liegenschaftspakets in Uri sowie durch die Devestition des Konzernbereichs Cabling Solutions im Geschäftsjahr 2012 insgesamt CHF 132 Mio. zu. Zudem plant Dätwyler, in den kommenden Wochen eine Obligationenanleihe in der Grössenordnung von CHF 100 Mio. bis 150 Mio. zu begeben.

Weiter verfügt Dätwyler über bestehende Kreditlinien von über CHF 300 Mio. sowie über 1.5 Mio. Stück eigene Aktien (Treasury Shares). Die starke Bilanzstruktur mit hoher Eigenkapitalquote ermöglicht bei Bedarf die Aufnahme von weiterem Fremdkapital. Durch die Konzentration auf margenstarke Bereiche kann Dätwyler ihre bisherigen EBIT-Ziele erhöhen. Für 2013 hebt die Gruppe das Zielband auf 10% bis 13%, bei einem geplanten Umsatz von mehr als CHF 1‘300 Mio. Bis 2017 strebt die Dätwyler Gruppe dank ihrer Technologieführerschaft und den starken Marktpositionen einen Umsatz von CHF 2 Mrd. mit einer EBIT-Marge von 12% bis 15% an.

Dätwyler Gruppe

Die Dätwyler Gruppe ist ein fokussierter Industriezulieferer mit führenden Positionen in globalen und regionalen Marktsegmenten. Dank Technologieführerschaft und massgeschneiderten Lösungen bietet die Gruppe den Kunden in den bearbeiteten Märkten einen Mehrwert. Dabei konzentriert sich Dätwyler auf Märkte, die eine Erhöhung der Wertschöpfung sowie nachhaltig profitables Wachstum ermöglichen. Der Konzernbereich Technical Components ist einer der führenden High-Service Distributoren Europas für Komponenten und Zubehör in IT, Elektronik und Engineering. Der Konzernbereich Sealing Solutions ist ein führender Anbieter von kundenspezifischen Dichtungslösungen für globale Marktsegmente wie Automotive, Pharma, Civil Engineering etc. Mit insgesamt über 50 operativen Gesellschaften, Verkäufen in über 100 Ländern und über 7‘000 Mitarbeitenden erwirtschaftet die Dätwyler Gruppe einen Jahresumsatz von mehr als CHF 1'300 Mio. Die Gruppe ist seit 1986 an der SIX Swiss Exchange kotiert (Valoren-Nr. 3048677).

Bild: © Dätwyler

(Communiqué, 29.10.2012)