Ponzi - Vater der Schneeballsysteme

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Ponzi - Vater der Schneeballsysteme

Bild: Bettmann/Corbisalt

Charles Ponzi (geb. 03.03.1882 in Parma, Italien, als Carlo Pietro Giovanni Guglielmo Tebaldo Ponzi; Pseudonyme: Charles Ponei, Charles P. Bianchi, Carl und Carlo; gest. 18.01.1949 in Rio de Janeiro, Brasilien).

Ponzi wanderte 1903 als italienischer Immigrant in den USA. Nachdem er Englisch zu sprechen gelernt hatte, arbeitete er in einem Restaurant. 1907 zog er nach Montréal in Kanada und arbeitete dort als Bankangestellter. Dort wurde er wegen Betrugs zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Nach seiner Entlassung kehrte er in die USA zurück.

Anfangs 1920 gründete Ponzi in Boston ein Pyramidensystem und versprach den Investoren 50 % Rendite in 45 Tagen oder die Verdoppelung des angelegten Geldes in 90 Tagen. Er rechtfertigte diese Gewinne mit einem Geschäft, das die Preisdifferenzen italienischer und amerikanischer Postkupons ausnützte. Zu diesem Zweck gründete er in Boston die Firma „Securities Exchange Company“. Das Geschäft lief blendend: Die Anleger waren z.T. so fanatisch, dass sie ihre Bankkonten auflösten, ihr Haus und ihre Habseligkeiten verpfändeten und die Ersparnisse eines Lebens zusammenkratzten, um alles bei Charles Ponzi anzulegen. Obwohl nach einigen Monaten erste kritische Berichte in der „Boston Post“ erschienen, liessen sich die Anleger keinesfalls abhalten. Ponzi liess nämlich an jeden Anleger, sofern dieser es forderte, Kapital und Zinsen anstandslos auszahlen. Die Zinsen der Altanleger wurden jedoch mit den Einlagen der Neuanleger finanziert. Die Mehrheit der Anleger liess aber nach Ablauf der Bindungsfrist das Kapital samt Scheinzinsen zur Wiederveranlagung stehen.

In wenigen Monaten des Jahres 1920 vergrösserte Ponzi sein Vermögen von wenigen tausend US-Dollar auf Millionen. Täglich nahm er rund eine Million US-Dollar ein; das Geld wurde in Schubladen, in Papierkörben und auf dem Boden gelagert und gestapelt.

Richard Grozier, Sohn des Herausgebers der „Boston Post“, schöpfte Verdacht. Im Juli 1920 startete er eine Artikelserie, in der er nachwies, dass das System von Ponzi eines Tages unausweichlich zusammenbrechen muss. Zu dieser Problematik liess er Mathematikprofessoren und andere Experten in der Zeitung zu Wort kommen. Als Reaktion auf diese Berichte ordnete ein Richter an, dass Ponzi vorerst keine neuen Anlagegelder annehmen dürfe und dass die gesamte Finanzgebarung überprüft wird. Unter den Anlegern brach Panik aus. Ponzi liess Tag und Nacht auszahlen, so dass nach wenigen Tagen wieder Ruhe einkehrte. Erst Anfang August 1920 musste Ponzi seine Zahlungsunfähigkeit eingestehen. Als das Finanzamt sein Vermögen unter die Lupe nahm, fand man in seinem Besitz nur wenige Bezugsscheine. Es wurde errechnet, dass Ponzi für das eingenommene Geld 160 Millionen derartiger Scheine hätte kaufen müssen, doch im Umlauf waren nur 27‘000. Von rund 40‘000 Kunden waren Ponzi insgesamt 15 Millionen US-Dollar anvertraut worden. Bei der Durchsuchung seiner Büros wurden nur 1,5 Millionen US-Dollar sichergestellt.

Charles Ponzi wurde verhaftet und zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. 1925 wurde er abermals wegen neuer Straftaten festgenommen und zu weiteren sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Nach seiner Haftentlassung wurde er im Oktober 1934 auf ein Schiff nach Italien deportiert.

Seitdem heisst im angloamerikanischen Raum dieses Schneeballsystem „Ponzi scheme“ (zu Deutsch „Ponzi-Trick“). Diese Betrugsmethode war schon damals nicht ganz neu, doch Charles Ponzi war wohl ihr berühmtester Vertreter.

Zunächst arbeitete Ponzi in Rom (Italien) als Übersetzer, bis ihn Benito Mussolini mit der Leitung der brasilianischen Filiale der staatlichen italienischen Fluggesellschaft „Ala Littoria“ anvertraute. In Rio de Janeiro dauerte seine Beschäftigung von 1939 bis 1942. Nach seiner Entlassung bei der Airline versuchte er sich in verschiedenen Jobs. Nach seinem letzten Job lebte Ponzi von Arbeitslosenunterstützung und einem kleinen Zusatzverdienst als Englischlehrer. Nach einem Hirnschlag starb er 1949 in der Armenabteilung eines Spitals in Rio de Janeiro.

(22.03.2011)

Ponzi – Vater der Schneeballsysteme

Charles Ponzi(geb. 03.03.1882 in Parma, Italien, als Carlo Pietro Giovanni Guglielmo Tebaldo Ponzi; Pseudonyme: Charles Ponei, Charles P. Bianchi, Carl und Carlo; gest. 18.01.1949 in Rio de Janeiro, Brasilien).

Ponzi wanderte 1903 als italienischer Immigrant in den USA. Nachdem er Englisch zu sprechen gelernt hatte, arbeitete er in einem Restaurant. 1907 zog er nach Montréal in Kanada und arbeitete dort als Bankangestellter. Dort wurde er wegen Betrugs zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Nach seiner Entlassung kehrte er in die USA zurück.

Anfangs 1920 gründete Ponzi in Boston ein Pyramidensystem und versprach den Investoren 50 % Rendite in 45 Tagen oder die Verdoppelung des angelegten Geldes in 90 Tagen. Er rechtfertigte diese Gewinne mit einem Geschäft, das die Preisdifferenzen italienischer und amerikanischer Postkupons ausnützte. Zu diesem Zweck gründete er in Boston die Firma „Securities Exchange Company“. Das Geschäft lief blendend: Die Anleger waren z.T. so fanatisch, dass sie ihre Bankkonten auflösten, ihr Haus und ihre Habseligkeiten verpfändeten und die Ersparnisse eines Lebens zusammenkratzten, um alles bei Charles Ponzi anzulegen. Obwohl nach einigen Monaten erste kritische Berichte in der „Boston Post“ erschienen, liessen sich die Anleger keinesfalls abhalten. Ponzi liess nämlich an jeden Anleger, sofern dieser es forderte, Kapital und Zinsen anstandslos auszahlen. Die Zinsen der Altanleger wurden jedoch mit den Einlagen der Neuanleger finanziert. Die Mehrheit der Anleger liess aber nach Ablauf der Bindungsfrist das Kapital samt Scheinzinsen zur Wiederveranlagung stehen.

In wenigen Monaten des Jahres 1920 vergrösserte Ponzi sein Vermögen von wenigen tausend US-Dollar auf Millionen. Täglich nahm er rund eine Million US-Dollar ein; das Geld wurde in Schubladen, in Papierkörben und auf dem Boden gelagert und gestapelt.

Richard Grozier, Sohn des Herausgebers der „Boston Post“, schöpfte Verdacht. Im Juli 1920 startete er eine Artikelserie, in der er nachwies, dass das System von Ponzi eines Tages unausweichlich zusammenbrechen muss. Zu dieser Problematik liess er Mathematikprofessoren und andere Experten in der Zeitung zu Wort kommen. Als Reaktion auf diese Berichte ordnete ein Richter an, dass Ponzi vorerst keine neuen Anlagegelder annehmen dürfe und dass die gesamte Finanzgebarung überprüft wird. Unter den Anlegern brach Panik aus. Ponzi liess Tag und Nacht auszahlen, so dass nach wenigen Tagen wieder Ruhe einkehrte. Erst Anfang August 1920 musste Ponzi seine Zahlungsunfähigkeit eingestehen. Als das Finanzamt sein Vermögen unter die Lupe nahm, fand man in seinem Besitz nur wenige Bezugsscheine. Es wurde errechnet, dass Ponzi für das eingenommene Geld 160 Millionen derartiger Scheine hätte kaufen müssen, doch im Umlauf waren nur 27‘000. Von rund 40‘000 Kunden waren Ponzi insgesamt 15 Millionen US-Dollar anvertraut worden. Bei der Durchsuchung seiner Büros wurden nur 1,5 Millionen US-Dollar sichergestellt.

Charles Ponzi wurde verhaftet und zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. 1925 wurde er abermals wegen neuer Straftaten festgenommen und zu weiteren sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Nach seiner Haftentlassung wurde er im Oktober 1934 auf ein Schiff nach Italien deportiert.

Seitdem heisst im angloamerikanischen Raum dieses Schneeballsystem „Ponzi scheme“ (zu Deutsch „Ponzi-Trick“). Natürlich war diese Betrugsmethode schon damals nicht ganz neu, doch Charles Ponzi war wohl ihr berühmtester Vertreter.

Zunächst arbeitete Ponzi in Rom (Italien) als Übersetzer, bis ihn Benito Mussolini mit der Leitung der brasilianischen Filiale der staatlichen italienischen Fluggesellschaft „Ala Littoria“ anvertraute. In Rio de Janeiro dauerte seine Beschäftigung von 1939 bis 1942. Nach seiner Entlassung bei der Airline versuchte er sich in verschiedenen Jobs. Nach seinem letzten Job lebte Ponzi von Arbeitslosenunterstützung und einem kleinen Zusatzverdienst als Englischlehrer. Nach einem Hirnschlag starb er 1949 in der Armenabteilung eines Spitals in Rio de Janeiro.

(22.03.2011)