BKW-Gruppe - Halbjahresergebnis 2011
Schwieriges, anspruchsvolles Umfeld - rückläufiger Absatz bei höherer Produktion
Die BKW-Gruppe hat im ersten Halbjahr 2011 aufgrund eines anspruchsvollen wirtschaftlichen und regulatorischen Umfelds ein unbefriedigendes Resultat erzielt. Das Ergebnis ist durch tiefe Energiepreise, die rückläufige Entwicklung an den Aktienmärkten, vom tiefen Euro-Kurs sowie von den Ereignissen in Japan geprägt.
Die konsolidierte Gesamtleistung ging im Vergleich zur Vorjahresperiode um 2.1% auf 1'346.4 Mio. CHF (1'374.7 Mio. CHF) zurück. Die operative Ertragskraft, das Betriebsergebnis vor Abschreibungen und Wertminderungen (EBITDA), sank auf 220.8 Mio. CHF. Im Vergleich zur Vorjahresperiode entspricht dies einer Abnahme von 36.8 Mio. CHF oder 14.3%. Der Reingewinn für das erste Halbjahr 2011 beträgt 90.5 Mio. CHF und liegt 43.9 Mio. CHF unter dem Ergebnis des 1. Halbjahres 2010. Massnahmen mit dem Ziel, die beeinflussbaren Kosten um 15% zu senken, sind eingeleitet. Mit einem Stellenabbau ist zu rechnen.
Die BKW-Gruppe erzielte im ersten Halbjahr 2011 einen Elektrizitätsabsatz von 10'716 GWh. Dies entspricht einem geringfügigen Rückgang von 1.5% gegenüber dem ersten Semester 2010 (10'880 GWh). Der Stromabsatz im Vertrieb Schweiz verringerte sich im Vergleich zur Vorjahresperiode um 1.8% auf 4'138 GWh (4'214 GWh). Der Rückgang ist hauptsächlich auf die höheren Durchschnittstemperaturen zurückzuführen. Das Stromhandelsgeschäft konnte um 3.7% von 5'281 GWh auf 5'475 GWh erhöht werden. Wegen der aktuellen Konjunkturlage in Italien fiel die Stromabgabe im Vertrieb International in der Betrachtungsperiode um 11.8% auf 804 GWh.
Erhöhung der Produktion
Die BKW konnte ihre Stromproduktion im Vergleich zur Vorjahresperiode um 466 GWh auf 5'561 GWh erhöhen. Die Zunahme ist insbesondere auf eine höhere Produktion des Gaskombikraftwerks im piemontesischen Livorno Ferraris zurück zu führen. Die Erzeugung aus Wasserkraft in der Schweiz ging wegen der geringen Niederschlagsmengen um 199 GWh auf 1'453 GWh zurück. Aufgrund der hydrologischen Bedingungen lag auch der Füllgrad der Speicherseen unter der langjährigen Norm. Die BKW konnte die Stromerzeugung aus Kernkraftwerken mit 3'221 GWh gegenüber dem Vorjahr (3'165 GWh) leicht steigern. Das Kernkraftwerk Mühleberg produzierte 1'621 GWh (1'617 GWh), das Gaskombikraftwerk in Livorno Ferraris 637 GWh (123 GWh).
Solides Energiegeschäft - Handel durch Eurokursentwicklung belastet
Die BKW-Gruppe erzielte im ersten Halbjahr 2011 eine konsolidierte Gesamtleistung von 1'346.4 Mio. CHF. Das Resultat liegt damit um 2.1% unter der Vorjahresperiode (1'374.7 Mio. CHF). Das Energie- und Handelsgeschäft verzeichnete insgesamt zwar einen Rückgang. Der Schweizer Markt entwickelte sich jedoch positiv und auch der Vertrieb International konnte trotz tieferem Umsatz seine Ertragskraft halten. Das Geschäftssegment Energie Schweiz steigerte den Umsatz um 8.0% auf 1'159.7 Mio. CHF (1'074.0 Mio. CHF). Wegen der Sistierung der Rahmenbewilligungsgesuche für die Ersatzkernkraftwerke mussten im ersten Halbjahr 2011 der Ertragsrechnung Kosten von rund 14 Mio. CHF belastet werden. Das Geschäftssegment Energie International und Handel verzeichnete einen Umsatzrückgang von 2.0% auf 1'074.6 Mio. CHF (1'096.4 Mio. CHF). Die Abnahme des Betriebsergebnisses ist hauptsächlich auf die Abschwächung des Euros sowie auf die Abnahme der Preisdifferenz für Band- und Spitzenlastenergie zurückzuführen. Im Handel reduzierte sich der Umsatz marktbedingt um 8.6% auf 462.3 Mio. CHF (506.0 Mio. CHF), beim Vertrieb International mengenbedingt um 25.3% auf 75.8 Mio. CHF. Das Geschäftssegment Netze schliesslich erarbeitete eine Umsatzzunahme von 3.8% auf 334.7 Mio. CHF (322.3 Mio. CHF).
Rückläufiges Betriebs- und tieferes Finanzergebnis
Der Aufwand für die Energiebeschaffung betrug 732.9 Mio. CHF (749.6 Mio. CHF), was einer Abnahme von 2.2% gegenüber den Kosten der Vorjahresperiode gleichkommt. Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen und Wertminderungen (EBITDA) reduzierte sich um 14.3% auf 220.8 Mio. CHF (257.6 Mio. CHF). Diese Differenz zur Vorjahresperiode ist hauptsächlich auf die Auflösung einer Rückstellung für belastende Verträge für die Energiebeschaffung von Partnerwerken von 28.9 Mio. CHF im 1. Halbjahr 2010 zurück zu führen. Ohne diesen Sondereffekt beträgt die Abnahme im ersten Semester 2011 3.5% bzw. 7.9 Mio. CHF. Die Sistierung der Rahmenbewilligungsgesuche schlug ebenfalls negativ zu Buche. Die solide Ertragsentwicklung des Schweizer Energiegeschäfts wirkte sich dagegen positiv auf das Betriebsergebnis aus. Der Abschreibungsaufwand erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um 10.5 Mio. CHF auf 79.2 Mio. CHF. Das Betriebsergebnis (EBIT) reduzierte sich um 25.0% auf 141.6 Mio. CHF. Ohne den genannten Sondereffekt für die Energiebeschaffung von Partnerwerken von 28.9 Mio. CHF beträgt die Abnahme im ersten Halbjahr 2011 11.5%. Das Finanzergebnis verringerte sich gegenüber dem Ergebnis der Vorjahresperiode um 16.6 Mio. CHF auf -43.1 Mio. CHF. Wichtigste Einflussfaktoren waren die rückläufige Entwicklung an den Aktienmärkten sowie die höheren Zinskosten. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2010 hat sich der Euro in der Betrachtungsperiode weniger stark abgeschwächt. Die Devisenverluste konnten entsprechend verringert werden. Das rückläufige Betriebs- und das tiefere Finanzergebnis prägten das Halbjahresergebnis 2011 der BKW-Gruppe. Es reduzierte sich im Vergleich zum Vorjahr um 32.7% von 134.4 Mio. CHF auf 90.5 Mio. CHF.
Ausblick
Die BKW-Gruppe rechnet für das laufende Geschäftsjahr mit einem Umsatz im Bereich des Vorjahres. Das schwierige Umfeld mit tiefen Energiepreisen auf den internationalen Märkten und dem starken Frankenkurs, die regulatorischen Vorgaben sowie der länger andauernde Produktionsunterbruch des Kernkraftwerks Mühleberg werden das operative Ergebnis im zweiten Halbjahr zusätzlich belasten. Das zweite Semester wird somit deutlich schwächer ausfallen als das erste Semester. Unter Berücksichtigung all dieser Faktoren dürfte das Betriebsergebnis vor Abschreibungen und Wertminderungen (EBITDA) des Jahres 2011, bereinigt um den Sondereffekt für die Auflösung der Rückstellung für belastende Verträge für die Energiebeschaffung von Partnerwerken im 2010, deutlich unter dem Vorjahreswert liegen. Unter der Annahme einer unverändert schwierigen Entwicklung auf den Finanzmärkten wird das Finanzergebnis noch mehr belastet, und es muss, unter Berücksichtigung des erwähnten Sondereffekts, mit einem markant tieferen Reingewinn als im Vorjahr gerechnet werden.
Einführung einer Holdingstruktur
Wie anlässlich der Generalversammlung im Mai 2011 angekündigt, beabsichtigt die BKW FMB Energie AG die Einführung einer Holdingstruktur für die BKW-Gruppe. Damit soll auch strukturell und organisatorisch die Voraussetzung dafür geschaffen werden, neue regulatorische Herausforderungen und veränderte Marktanforderungen in Zukunft flexibler angehen zu können. Die Einführung der Holdingstruktur wird in Form eines Tauschs der Aktien der BKW FMB Energie AG gegen Aktien der neuen Holdinggesellschaft BKW AG im vierten Quartal 2011 erfolgen. Hierzu wird die BKW AG den Aktionären der BKW FMB Energie AG ein öffentliches Umtauschangebot im Verhältnis 1:1 unterbreiten, d.h. für jede im Rahmen des Umtauschangebots angediente BKW FMB Energie AG -Aktie erhalten die Aktionäre eine neue Aktie der BKW AG. Weitere Details sowie die Bedingungen des Umtauschangebots werden im Angebotsprospekt enthalten sein, der voraussichtlich Anfang Oktober 2011 veröffentlicht wird. Die Aktionäre der BKW FMB Energie AG werden gleichzeitig mit der Veröffentlichung des Angebotsprospekts von ihrer jeweiligen Depotbank über das Vorgehen in Bezug auf das Umtauschangebot informiert.
Umfassende Strategieüberprüfung - Steigerung der Ertragskraft
Mit Blick auf die Weiterentwicklung der Marktstellung hat die BKW FMB Energie AG unmittelbar nach den Ereignissen in Japan eine umfassende Überprüfung der Unternehmensstrategie eingeleitet. In die Überprüfung einfliessen werden auch die Entwicklung der wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen. Die Ergebnisse der Arbeiten werden nicht vor der Generalversammlung 2012 vorliegen. Zur Steigerung der Ertragskraft sind Kostensenkungsprogramme in Erarbeitung, welche mittelfristig eine Reduktion der beeinflussbaren Kosten um rund 15% zum Ziel haben. Mit einem Stellenabbau ist zu rechnen. Dieser kann aber heute noch nicht beziffert werden.
Der Halbjahresbericht 2011 können Sie hier herunterladen.
Die in diesem Text geäusserten Erwartungen und vorausschauenden Aussagen beruhen auf Annahmen und sind Risiken und Unsicherheiten unterworfen. Die tatsächlichen Ergebnisse können von den in diesem Text geäusserten Erwartungen und vorausschauenden Aussagen abweichen.
Bild: Kernkraftwerk Mühleberg (obs)
(ots, 15.09.2011)