Umstrukturierung von Tornos im Rahmen einer strategischen Neuausrichtung
Die Verlagerung der Märkte für Werkzeugmaschinen in die Schwellenländer, Konjunkturzyklen in zunehmend kürzeren Abständen und mit heftigeren Ausschlägen, der unverändert starke Schweizer Franken und die Schuldenkrise in den für die Gruppe wichtigsten Märkten in Südeuropa erfordern von Tornos eine strategische Neuausrichtung. Mit der Umsetzung der Strategie 2017 werden sechs Hauptstossrichtungen verfolgt, um die Wettbewerbsfähigkeit international zu steigern, das Absatzvolumen zu erhöhen und die Flexibilität der Organisation derart zu stärken, dass konjunkturelle Schwankungen besser abgefedert werden können.
Sechs Elemente sind wesentlich für die Anpassung der strategischen Ausrichtung von Tornos: die Geschäftstätigkeit soll vermehrt internationalisiert, die Flexibilität gesteigert, das Wachstum durch Innovation gefördert, der Erfolgsbeitrag aus dem Servicegeschäft erhöht und die operative Effizienz gestärkt werden. Zudem sind spezifische Lösungen für die anvisierten Marktsegmente vorgesehen.
Stärkung der Präsenz in den BRIC-Ländern mit massgeschneiderten Produkten
Tornos ist seit jeher in den Märkten Südeuropas fest verankert; Europa nimmt deshalb seit Jahren die führende Stellung unter den Geschäftsregionen ein. Im Zuge der Wirtschaftskrise der Jahre 2008/2009 haben sich die Märkte nach Asien (namentlich China) und in weitere Schwellenländer verlagert. Um dieser neuen Nachfragesituation Rechnung zu tragen und Produkte kundennah anzubieten, wird die Gruppe in den BRIC-Ländern sowohl ihre industriellen Kapazitäten ausbauen als auch ihre Vertriebs- und Servicestrukturen verstärken.
Parallel zur Internationalisierung der Geschäftstätigkeit beabsichtigt Tornos, das angestrebte Wachstumsniveau durch die Entwicklung von marktgerechten Produkten zu unterstützen, die auf spezifische Kundenbedürfnisse ausgerichtet sind. Diese Massnahme betrifft die vier zentralen Marktsegmente Automobilbau, Medizin-/Dentaltechnik, Elektronik und Mikromechanik. Dies umfasst z.B. die Erweiterung bestehender Produktlinien (wie die MultiSwiss) um neue Funktionalitäten. Im Weiteren sollen für Schwellenländer bestimmte Produkte im mittleren Segment in Asien hergestellt und die Entwicklung von Oberflächenbearbeitungssystemen (Cyklos) vorangetrieben werden, um energieeffizientere Anwendungen zu ermöglichen.
Mehr Flexibilität dank neuem Geschäftsmodell
Wie die gesamte Werkzeugmaschinenindustrie entwickelt sich auch Tornos zyklisch. Um dieser inhärenten Volatilität zu begegnen, führt die Gruppe ein neues Geschäftsmodell ein, das sich durch eine deutlich höhere Flexibilität auszeichnet. Die Aktivitäten der Gruppe in der Schweiz werden entsprechend angepasst, wobei unabhängig vom aktuellen Konjunkturzyklus die operative Effizienz im Vordergrund steht. Ein flexibles Zuliefermodell ergänzt die gestraffte Organisation. So lassen sich Nachfrageschwankungen in Wachstums- wie in Rezessionsphasen durch rasche Anpassungen der Kapazitäten absorbieren.
Die Gruppe behält ihren Hauptsitz in Moutier; dort werden auch künftig Produkte im Premium-Segment und zentrale Komponenten entwickelt und hergestellt.
Funktionale Organisation zieht schlankere Führungsstruktur nach sich
Das neue Geschäftsmodell bedingt eine Umgestaltung der heutigen Organisation.
Zur nachhaltigen Senkung der Kosten nimmt Tornos eine Verkleinerung der Geschäftsleitung vor. Die bisherige Struktur mit Leitern der einzelnen Produktlinien wird in eine neue, vereinfachte und funktionale Organisation übergeführt. Die Leiter der Produktlinien für Langdrehautomaten (Mono), Mehrspindel-Drehautomaten (Multi) und Fräsen sowie der Kundendienst werden in die neue Abteilung «Market & Sales Support» eingegliedert. Die neue Struktur hebt organisatorische Überschneidungen auf, die aus der Kombination produktbezogener und funktionaler Verantwortungsbereiche entstanden. Die teilweise Verlagerung und Integration der industriellen Aktivitäten von Almac (La Chaux-de-Fonds) nach Moutier ist geplant; Tornos behält in La Chaux-de-Fonds künftig ein Vertriebs-, Entwicklungs- und Service-Team für die in der Uhrenindustrie tätigen Kunden der Gruppe.
Ab 7. September 2012 besteht die Geschäftsleitung aus den folgenden bisherigen Mitgliedern: Michael Hauser (CEO), Willi Nef (Sales), André Chardonnereau (Development & Engineering), Pierre-Yves Müller (Operations), Luc Philippe Widmer (CFO) und Olivier Marchand (Chief Technology Officer). Ausserdem übernimmt Carlos Cancer (bis anhin Head of Single Spindle Products) die Leitung des Market & Sales Support. Iwan von Rotz (Head of Multispindle Products) und Roland Gutknecht (Head of Micro Milling Products), welche bis anhin der Geschäftsleitung angehörten, treten zurück und werden Tornos im laufenden Jahr verlassen. Sandor Sipos (bis anhin Head of Customer Service) scheidet aus der Geschäftsleitung aus, um die Leitung der strategischen Projekte der Gruppe zu übernehmen, während Bernard Seuret (Head of Production) in diesem Herbst altershalber zurücktritt.
Struktur in der Schweiz
Die bereits oben und bei der Veröffentlichung des Halbjahresergebnisses am 14. August 2012 dargestellte Verlagerung der Märkte, die Wechselkursentwicklung und die Schuldenkrise in bestimmten europäischen Ländern stellen Tornos zunehmend vor Herausforderungen. Um die Gewinnschwelle zu senken und die Unternehmensstruktur entsprechend zu optimieren, sind die operativen Kosten dauerhaft um CHF 30 – 35 Millionen zu verringern. Eine umfassende Analyse der Kosten und der operativen Strukturen zeigt, dass sich der Abbau von Arbeitsplätzen leider nicht vermeiden lässt. Daher beabsichtigt Tornos, bis zu 225 Stellen in Moutier und La Chaux-de-Fonds abzubauen. Dies kann über Pensionierungen, natürliche Fluktuation oder andere Lösungen wie die Verlagerung von Stellen zu Zulieferern oder Kunden erfolgen; Kündigungen können allerdings nicht ausgeschlossen werden.
Aufgrund der Tragweite dieser beabsichtigten Massnahmen und wie im Gesamtarbeitsvertrag vorgesehen, wird ein Konsultationsverfahren zwischen der Geschäftsleitung von Tornos und der Arbeitnehmervertretung eröffnet. Tornos ist sich der Verantwortung als bedeutender Arbeitgeber in der Region Moutier voll bewusst. Der Dialog wird daher auch auf Partner wie etwa lokale und kantonale Behörden ausgeweitet.
Foto: © Tornos
(Communiqué, 07.09.2012)