August 2011: Aussenhandel knickt ein
Im August rutschten Exporte und Importe deutlich ins Minus. Mit Ausnahme der Uhrenindustrie schrieben denn auch alle bedeutenden Exportbranchen rückläufige oder stagnierende Umsätze. Im Umfeld des starken Frankens sanken die Preise der exportierten wie auch jene der importierten Güter. Der Überschuss in der Handelsbilanz lag unter der Milliarden-Franken-Marke.
Der Abwärtstrend der Vormonate akzentuierte sich im August 2011 sichtbar, zumal die Exporte um 4,1 % auf 13,9 Mrd. Fr. (real: + 1,9 %) sanken. Dieser Verlauf zeigte sich auch saisonbereinigt (Vormonatsvergleich). Die Exportentwicklung stand vornehmlich im Bann des starken Frankens, bildeten sich doch die Preise der ausgeführten Güter gleich um 6,0 % zurück. Ohne die Pharmasparte betrug der Abschlag sogar 6,4 % (real: + 2,5 %).
Die Importe verminderten sich um 6,4 % auf 13,1 Mrd. Fr. (real: - 1,0 %). Im vierten aufeinander folgenden Monat war die Importentwicklung saisonbereinigt (Vormonatsvergleich) negativ. Die Preise der Importgüter gingen um 5,4 % zurück. Ohne die Pharmasparte resultierte ein Preisabschlag von 4,8 % (real: -1,7 %).
Die Handelsbilanz schloss mit einem Überschuss von 808 Mio. Fr. Verglichen mit den Vormonaten ist dies zwar deutlich weniger, gegenüber dem Vorjahresmonat fiel der Aktivsaldo gleichwohl um die Hälfte höher aus.
Von Januar bis August 2011 nahmen die Exporte um 2,6 % auf 130,6 Mrd. Fr. zu und die Importe um bescheidene 1,0 % auf 115,5 Mrd. Fr. Nur die Uhren- und Metallindustrie sowie die Maschinen- und Elektronikindustrie hielten dabei die Gesamtexporte im Plus. Insgesamt machte sich der starke Franken deutlich bemerkbar. So gingen die Preise der Exportgüter um hohe 8,6 % zurück. Die importierten Waren verbilligten sich hingegen lediglich um 2,4 %. Ohne die Pharmasparte halbierte sich ausfuhrseitig der Preisabschlag (- 4,4 %; real: + 7,3 %); der Preisrückgang importseitig betrug 2,3 % (real: + 3,3 %). Nach 8 Monaten kumulierte sich der Überschuss bereits auf 15,1 Mrd. Fr. Damit fiel dieser um einen Sechstel höher als in der entsprechenden Vorjahresperiode.
Exporte im August 2011 nach Branchen und Ländern
Uhrenindustrie tickt anders
Mit Ausnahme der Uhrenindustrie wiesen alle bedeutenden Exportbranchen ein Minus bzw. stagnierende Umsätze auf und hatten gleichzeitig mit rückläufigen Preisen zu kämpfen. Entsprechend blieben die Ergebnisse fast aller Industriezweige sichtbar unter jenen im bisherigen Jahresverlauf.
Besonders kräftig fiel der Rückgang bei der Papier- und Grafischen Industrie aus, die innert Jahresfrist einen Viertel ihres Auslandumsatzes einbüsste. Deutlich schwanden aber auch die Lieferungen der Textilindustrie (- 16 %).
Vier Branchen wiesen eine Abnahme um die 7 % aus, so namentlich die Metallindustrie und die Präzisionsinstrumente sowie die beiden Exportschwergewichte Maschinen- und Elektronikindustrie und die Chemische Industrie. Bei Letztgenannter sanken die Ausfuhren von Medikamenten um einen Sechstel; ähnlich hoch war der Rückgang auch bei den Farbkörpern und ungeformten Kunststoffen. Mit Ausnahme der Textil- und der Metallbearbeitungsmaschinen erlitten alle Subgruppen der Maschinen- und Elektronikindustrie ein Minus. So gingen namentlich die Auslieferungen von Kraftmaschinen um 27 % zurück. Die Exporte der Kunststoffindustrie sanken um 5 %.
Derweil stagnierten die Ausfuhren der Bekleidungsindustrie sowie der Nahrungs- und Genussmittelindustrie. Letztere schrieb allerdings nur beim Kaffee ein Plus (+ 23 %), während die Verkäufe in den übrigen Sparten wie zum Beispiel Getränke deutlich rückläufig waren. Weiterhin in einer anderen Sphäre bewegte sich die Uhrenindustrie, die mit + 16 % erneut ein eindrückliches Wachstum erzielte.
Starke Nachfrage aus Deutschland, schwächelnder US-Markt
Abgesehen von Ozeanien sanken die Exporte nach allen Kontinenten. Am deutlichsten verringerten sich dabei die Lieferungen nach Afrika (- 34 %). Aber auch der Versand nach Nord- und Lateinamerika ging je um einen Siebtel zurück. Die Ausfuhren in die EU nahmen insgesamt um 1,1 % ab.
Auf Stufe Land zeigte sich eine sehr facettenreiche Entwicklung. Zwischen 19 und 28 % reduzierten sich die Ausfuhren nach Mexiko, Spanien, in die Niederlande, nach Saudi-Arabien, in das Vereinigte Königreich, nach Polen sowie in die USA. Um einen Siebtel sanken die Lieferungen nach Taiwan, Frankreich und Brasilien, während jene nach Japan um einen Zehntel abnahmen.
Dagegen stiegen die Exporte nach Italien um 3 % und jene nach China um 4 %. Während nach Russland 8 % mehr Güter exportiert wurde, nahmen die Ausfuhren nach Deutschland und Hongkong um einen Zehntel und jene nach Kanada um 17 %. zu. Die Lieferungen nach Australien wuchsen um einen Fünftel und jene nach Österreich um einen Viertel. Noch stärker expandierten die Ausfuhren nach Belgien und Irland, die um 31 bzw. 43 % zulegten.
Importe im August 2011 nach Waren und Ländern
Autoimporte sausen dem Abwärtstrend davon
Mit Ausnahme der Energieträger bildeten sich die Importe in allen Hauptgruppen zurück. Die Energieträgerimporte legten dabei nominal und real deutlich zu. Auf der Minusseite ragten die Konsumgüter mit dem höchsten Rückgang heraus.
Bei den Konsumgütern zog der Importrückgang von Goldornamenten aus Vietnam (- 554 Mio. Fr.) das Gesamtergebnis deutlich nach unten. Aber auch die Einfuhren von Unterhaltungselektronik sackten um einen Fünftel ab, während jene von Nahrungs- und Genussmitteln um 10 % zurückgingen. Die Importe von Arzneiwaren, der grössten Subgruppe, sanken um 4 %, wogegen jene von Personenautos gleich um einen Viertel zulegten (Stück: + 37,6 %).
Im Bereich der Investitionsgüter wiesen alle bedeutenden Subgruppen ein Minus auf. Besonders auffallend war der Importrückgang bei den Nutzfahrzeugen, bedingt durch das hohe Minus in der Sparte Luftfahrzeuge. Um einen Zehntel sanken ferner die Bezüge von Krafterzeugungsmaschinen. Moderat gingen derweil die Einfuhren von Baubedarfswaren sowie Arbeitsmaschinen und -geräten zurück (je - 2 %).
Auch bei den Rohstoffen und Halbfabrikaten dominierten die Minuszeichen. Um einen Fünftel reduzierten sich die Einfuhren von Papier, während jene von elektrischen und elektronischen Artikeln um 12 % zurückgingen. Die Bezüge von Kunststoffen nahmen um einen Zehntel ab und jene von Metallen um 7 %. Dagegen schoss die Nachfrage nach Uhrenteilen gleich um 25 % in die Höhe.
Erdölexportländer: Lieferkarten neu gemischt
Die Entwicklung nach Kontinenten zeigte eine enorme Spannweite. Diese reichte von - 31 % (Asien) hin zu + 67 % (Afrika). Insgesamt überwogen aber die Minus. So gingen namentlich die Importe aus Nordamerika um einen Zehntel zurück und jene aus der EU sanken um 2,2 %.
Die Importe aus Aserbaidschan (Erdöl) knickten innert Jahresfrist nahezu auf Null ein (- 99 %). Aber auch aus Vietnam wurde 90 % weniger importiert (Goldornamente zum Einschmelzen). Neben diesen Extremen brachen die Einfuhren aus dem Vereinigten Königreich (Chemikalien) um einen Drittel ein und jene aus Spanien um einen Sechstel. Während die Importe aus Tschechien 13 % zurückgingen, sanken jene aus den USA, Belgien und Frankreich je um einen Zehntel. Die Zufuhren aus China und Italien verminderten sich um je 5 %.
Demgegenüber nahmen die Importe aus Deutschland um 3 % zu. Um rund einen Siebtel wuchsen die Bezüge aus Irland und Österreich. Die Einfuhren aus Kasachstan expandierten um fast die Hälfte, jene aus Algerien sogar um ein Vielfaches (bei beiden bedingt durch Erdöleinfuhren).
(EZV, 20.09.2011)