Schlatter von starkem Schweizer Franken und Eurokrise betroffen
Die Schlatter Gruppe (SIX Swiss Exchange: STRN) musste aufgrund des starken Schweizer Frankens und des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds im Euroraum in den letzten Monaten erhebliche Umsatz- und Margeneinbussen im Geschäftsbereich Draht in Kauf nehmen. Schlatter rechnet deshalb im laufenden Jahr mit einem Verlust. Ein Abbau von 60 bis 65 Stellen am Standort Schlieren ist unumgänglich, um ab 2013 in die Gewinnzone zurückzukehren und das Unternehmen wieder auf Wachstum auszurichten.
Trotz einer operativ und finanziell guten Ausgangslage hat sich das Geschäft der Schlatter Gruppe in den ersten Monaten 2012 nicht erwartungsgemäss entwickelt. Aufgrund des unsicheren wirtschaftlichen Umfelds im Euroraum stehen die Kunden aus der stahlverarbeitenden Industrie, speziell im Bereich Armierungsgitter, unter zunehmendem Druck und halten sich bei Investitionen zurück. Entsprechend haben sich branchenweit Überkapazitäten gebildet. Da die Kosten der exportorientierten Schlatter Gruppe überwiegend in Schweizer Franken anfallen, erleidet sie im intensiv geführten Preiskampf gewichtige Konkurrenznachteile. Der Geschäftsbereich Draht, der bedeutendste Umsatzträger der Gruppe, musste in den letzten Monaten erhebliche Volumeneinbussen und rückläufige Margen in Kauf nehmen. Die übrigen Geschäftsbereiche der Schlatter Gruppe entwickelten sich im bisherigen Jahresverlauf zufriedenstellend.
Schlatter adressiert die unbefriedigende Situation im Drahtbereich seit geraumer Zeit durch ein Wachstumsprogramm in neuen Märkten und laufende Anpassungen im bestehenden Geschäft. Aufgrund der Verschärfung der Situation ist das Unternehmen nun gezwungen, zusätzliche Massnahmen zu ergreifen. Vorbehältlich der Konsultation mit den Sozialpartnern ist ein Abbau von 60 bis 65 Stellen am Standort Schlieren vorgesehen. Ziel ist es, den Drahtbereich so auszurichten, dass er auch unter den aktuellen Bedingungen profitabel wirtschaften kann.
Da die aus dem Stellenabbau resultierenden Einsparungen erst ab 2013 wirksam werden, rechnet die Schlatter Gruppe im laufenden Jahr mit einem Betriebsverlust (vor Restrukturierungskosten) in Vorjahreshöhe. Die Halbjahresresultate 2012 werden am 23. August publiziert.
Werner Schmidli, Chief Executive Officer: „Der Stellenabbau ist aufgrund des äusserst schwierigen Umfelds leider unumgänglich. Mit einem kleineren, fokussierteren und auf die veränderten Marktbedingungen ausgerichteten Unternehmen schaffen wir die Voraussetzungen, um langfristig erfolgreich zu arbeiten und mit unseren marktführenden Produkten weiter zu wachsen.“
Über die Schlatter Gruppe Die Schlatter Gruppe ist ein weltweit führender Anlagenbauer für Widerstandsschweisssysteme, Web- und Ausrüstungsmaschinen für Papiermaschinenbespannungen sowie Drahtgewebe und -gitter. Mit ihrem langjährigen Know-how in der Anlagentechnik, Innovationskraft und zuverlässigem Kundenservice garantiert die an der SIX Swiss Exchange kotierte Unternehmensgruppe für leistungsstarke und werthaltige Produktionsanlagen. |
Foto: © Schlatter Gruppe
(Communiqué, 11.07.2012)
Kommentar von Angestellten Schweiz
Schock in Schlieren: Schlatter baut über einen Drittel der Stellen ab
Der plötzliche Abgang des CEO und Präsidenten der Schlatter Gruppe liess Ungutes erahnen für die Angestellten des Schlieremer Maschinenbauers. Der Schock ist jetzt noch grösser, als viele befürchtet haben: 65 Stellen sollen bis Ende Jahr verschwinden. Sie kommen zu den 35 Stellen dazu, die bereits abgebaut wurden - ohne dass die Öffentlichkeit informiert wurde nota bene. 65 Stellen sind mehr als ein Viertel der Belegschaft, die insgesamt 100 Stellen mehr als ein Drittel.
"Einmal mehr handelt es sich um eine mutwillige Vernichtung von Schweizer Know-how", sagt Alois Düring, Regionalsekretär der Angestellten Schweiz. Nach dem Verkauf der Liegenschaft und einer Kapitalerhöhung in der Höhe von gut 19 Millionen Franken fand das Schlatter-Management offensichtlich kein anderes Mittel mehr für die Kapitalisierung des Unternehmens, als Mitarbeiter zu entlassen. Damit führt sie das Unternehmen an den Rand des Ruins. Die Schlatter-Führung hat es nach der letzten Restrukturierung im Jahr 2003 verpasst, das Unternehmen so auszurichten, dass es nachhaltig erfolgreich sein konnte. Das rächt sich spätestens seit der Wirtschaftskrise. Die jetzt vom Management beschlossenen Massnahmen überzeugen die Angestellten Schweiz nicht. Sie deuten darauf hin, dass der Produktionsstandort Schlieren weiter geschwächt wird und letztendlich ganz verschwinden könnte. Auch die hohe Fluktuation unter den Fachleuten bei Schlatter legt diesen Schluss nahe.
Die Angestellten Schweiz werden sich in der am 12. Juli 2012 beginnenden Konsultation dafür stark machen, dass die Vernichtungsstrategie abgewendet wird und möglichst wenige Angestellte entlassen werden müssen. Sie fordern das Management von Schlatter auf, die Entscheide und Massnahmen mit der Arbeitnehmervertretung und den Sozialpartnern zu überarbeiten und visionärere Lösungen zu suchen. Für die unausweichlichen Entlassungen muss ein Sozialplan erstellt werden, der dafür sorgt, dass die Betroffenen möglichst rasch einen neuen Arbeitsplatz antreten können.
(ots, 11.07.2012)