Rückkehr nach langer Krankheit
Krankheiten, Unfälle und längere Absenzen von Mitarbeitern sind für Unternehmen teuer.
Mittlerweile setzen Firmen und Krankentaggeldversicherer auf individuelles Case Management. Das längere Absenzen oder gar die frühzeitige Invalidisierung von Arbeitnehmern verhindern.
Die Zeitschrift "Managed Care" veröffentlichte 2007 zwei sehr anschauliche Beispiele erfolgreichen Case Managements.
Zwei Fallbeispiele
Ein Fall handelte von einem 58-jährigen Betriebsleiter in einem Gastronomieunternehmen, den ein Burnout arbeitsunfähig machte. Nach fast acht Monaten konnte er in das Unternehmen zurückkehren. Doch erst musste er lernen, sich von seiner Arbeit besser abzugrenzen, um Überanstrengung zu vermeiden. Nach der Rückkehr wurde er Projektmitarbeiter in einem Team. Zunächst im Pensum von 40 Prozent, welches binnen eines knappen Jahres auf 80 Prozent gesteigert wurde.
Der zweite Fall war ein Schreiner, der einen schweren Motorradunfall erlitt. Es schloss sich eine monatelange Rekonvaleszenzphase mit mehreren Nachoperationen an. Dazu kam eine starke psychische Belastung infolge des schweren Unglücks. Nach neun Monaten kehrte der Mann wieder an den Arbeitsplatz zurück, zunächst nur halbtags für sitzend zu erledigende Arbeiten. Es schloss sich eine innerbetriebliche Umschulung zum Sachbearbeiter an.
Die Rolle der Case Manager
Im Zentrum jeden Falles stehen die so genannten Case Manager, oft Fachleute von der Versicherung des jeweiligen Unternehmens. Sie sprechen mit und koordinieren Ärzte, Arbeitgeber und Arbeitnehmer. In einem Erstgespräch wird der Status Quo ermittelt. Sofortmassnahmen werden erwogen. Anschliessend wird die Situation und die Motivation der Beteiligten analysiert und bewertet. Zielvereinbarungen legen das Integrationsziel fest und definieren die nötigen Schritte. Diese werden im Rahmen der Verlaufskontrolle überwacht, falls nötig werden die Ziele angepasst.
Mit diesem Vorgehen lassen sich eindrückliche Erfolge erzielen. Davon berichtet die Basler Versicherung Company in einem Beitrag für die Zeitschrift "Sozialaktuell". Seit Einführung des Angebotes von Case Management im Jahr 2005 gelang es den Fachleuten der Versicherung, rund 40 Prozent der Betreuten wieder am Arbeitsplatz zu integrieren. Für 30 Prozent gelang die Platzierung an einem neuen Arbeitsort oder eine Klärung der Lage mit dem RAV. Bei weiteren 30 Prozent konnte (noch) keine Reintegration erreicht werden, sei es, dass es zu einer definitiven Berentung kam, sei es, dass die Situation noch zu offen war. Für die Firmen liessen sich Einsparungen in Höhe von 15 Prozent des Prämienvolumens erzielen.
Hohe Reintegrationsraten möglich
Dieses Sparpotenzial adressiert auch die SUVA. Sie macht darauf aufmerksam, dass der Genesungsprozess erkrankter oder verunfallter Mitarbeiter in den meisten Fällen mit Leerlauf und damit Sparpotenzial verbunden ist. Schon mit dem Angebot von Teilzeitarbeit oder der Einrichtung von Schonarbeitsplätzen lässt sich demnach einiges bewegen.
Beispielsweise hat die Basler Polizei Schonarbeitsplätze geschaffen. Für Kollegen mit Rückenerkrankungen gibt es höhenverstellbare Stehpulte oder Telefon-Headsets. Für einen an der Hand verletzten wurde eine spezielle Maus angeschafft. Die SUVA offeriert im Rahmen ihres Absenzenmanagements einen ganzen "Werkzeugkasten" mit neun Komponenten. Darunter die Erarbeitung einer Datengrundlage für das Unternehmen, die Identifikation von Schlüsselpersonen in der Betreuung fehlender Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, bis hin zu Erfolgsanreizen bei Zielerreichung.
Entscheidend ist gute Kommunikation
Die SUVA betont die zentrale Rolle, die die Kommunikation zwischen Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Angestellten in dem ganzen Prozess spielt. Alle Parteien sollten wissen, dass die jeweils andere das Arbeitsverhältnis bald fortsetzen möchte. Der Arzt sollte wissen, ob es Teilzeitangebot oder diverse Einsatzmöglichkeiten gibt.
Dass sich die auch nur teilweise Wiederaufnahme der Arbeit sehr positiv auf das Befinden von Arbeitnehmern auswirkt, bestätigt die Zürich Versicherung. Oft werde dadurch der Heilungsverlauf beeinflusst. Dazu kommt, dass die Rückendeckung des Arbeitgebers in schwierigen Situationen die Arbeitnehmer motiviert. Und auch die Verwaltung entdeckt Case Management für sich. So hat sich auch die Stadtverwaltung Zürich wegen der Entwicklung des Invalidenstandes zur Einführung von Case Management entschieden. Denn in den zehn Jahren bis 2005 konnte man beobachten, dass sich die Zahl der jährlich neu auftretenden Invaliditätsfälle unter den Mitarbeitern der Stadtverwaltung gut verdoppelt hat. Dauerte der Ausfall von Mitarbeitenden länger als sechs Monate, schaffte ein Grossteil von ihnen die Rückkehr ins Erwerbsleben nicht mehr. Das Programm "Case Management am Arbeitsplatz" hat nun zum Ziel, verunfallte oder kranke Mitarbeitende möglichst rasch und mindestens in Teilzeit wieder arbeiten zu lassen.
(28.02.2011)