Prämienschock für Versicherten

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Neue Finma-Regeln treffen das Portemonnaie der Versicherten

Versicherte müssen in Zukunft bei den Versicherungsprämien tiefer in die Tasche greifen: Laut einer Studie der Beratungsfirma Ernst & Young werden strengere Kapitalregeln für die Versicherungsbranche vor allem Lebensversicherungen teurer machen.

Das Anfang Jahr von der Eidg. Finanzaufsichtsbehörde Finma in Kraft gesetzte Regelwerk Swiss Solvency Test (SST) will von den Versicherern dickere Eigenmittelpolster. Damit sich der Verkauf der Policen weiter rentiert, brauchen die Versicherungsgesellschaften zusätzliche Margen.

Um diese zu erreichen, könnten sie zum Beispiel die Prämien verteuern, wie Thomas Brotzer, Branchenexperte bei Ernst & Young, am 01.07.2011 erläuterte. Vor allem die Lebensversicherer und privaten Krankenversicherer würden um diese Massnahme wohl kaum herumkommen.

Renten nur bis 85

Andererseits könnten auch die Garantien stärker auf den Kunden verlagert werden: Die Anlagerisiken eines Vorsorgeprodukts würden dann stärker beim Versicherten liegen. Eine weitere Möglichkeit für die Versicherer wäre, einen privaten Rentenplan nur noch bis zu einem bestimmten Alter auszuzahlen.

Neben den SST-Vorschriften, die seit dem 1. Januar 2011 für 140 in der Schweiz tätige Lebens-, Sach-, Kranken- und Rückversicherer gelten, setzen der Branche schon seit der Finanzkrise die tiefen Zinsen zu. Dies macht es schwierig, die für Garantieversprechen benötigten Erträge an den Finanzmärkten hereinzuholen.

Auswirkungen auf BVG-Geschäft

Gewisse Versicherungsprodukte könnten ganz vom Markt verschwinden: "Wenn es sich nicht rechnet, dann ergibt es keinen Sinn mehr, bestimmte Produkte anzubieten", sagte Brotzer. Dies könnte in der beruflichen Vorsorge die Vollversicherung treffen, die derzeit besonders bei kleinen und mittleren Unternehmen beliebt ist.

Würde dieses Produkt, bei dem die Anlagerisiken vom Versicherer bewirtschaftet werden, verschwinden oder nur noch von wenigen grossen Gesellschaften angeboten werden, hätte dies Folgen für die Volkswirtschaft. Derzeit untersucht Ernst & Young, wie die Kunden auf die möglichen Änderungen reagieren werden.

(30.06.2011)