Pharma belebt Schweizer Aussenhandel im Januar 2012

0
1371

Januar 2012: Pharma belebt Aussenhandel

Der schweizerische Aussenhandel wartete zum Jahresauftakt mit guten Ergebnissen auf: sowohl die Exporte wie auch die Importe nahmen deutlich zu. Allerdings war die Entwicklung in beiden Verkehrsrichtungen massgeblich vom Handel mit Pharmazeutika geprägt. Die Handelsbilanz schloss mit einem Überschuss von 1,6 Mrd. Fr.

Exporte im Januar 2012 nach Branchen und Ländern

Weiterhin glänzende Zeiten für die Uhrenbranche

3 der 10 wichtigsten Exportbranchen erzielten im Januar 2012 ein Plus. Weiterhin dynamisch stiegen die Uhrenexporte. Aber auch die Chemische Industrie verblüffte mit einem Anstieg um 9 %. Dagegen blieben die Umsätze der Textilindustrie sowie der Papier- und Grafischen Industrie tief im Minus.

Innerhalb der Chemischen Industrie expandierten die Verkäufe von Agrochemikalien am deutlichsten (+ 25 %), die grössten Beiträge (insgesamt 577 Mio. Fr.) kamen aber von den Immunologischen Produkten (+ 17 %) und den Medikamenten (+ 14 %). Das Plus bei der Nahrungs- und Genussmittelindustrie war breit abgestützt. So stieg der Versand von Kaffee um 12 % und jener von Käse um 9 %. Die Ausnahme bildete Schokolade, deren Absatz um 12 % zurückging.

Die Exporte der Metallindustrie (Eisen und Stahl -10 %, Aluminium -15 %; teilweise preisbedingt) sowie der Maschinen- und Elektronikindustrie sanken in ähnlichem Ausmass (- 3 %). Letztere wies indes eine uneinheitliche Entwicklung auf. Rückläufig waren namentlich die Verkäufe von Textilmaschinen (- 38 %), Handwerkzeugmaschinen und Maschinen für die Papier- und Grafische Industrie. Demgegenüber legten die Exporte von Kraftmaschinen (+ 70 %; Turbinen) sowie Wärme- und Kältetechnik deutlich zu.

Brasilien als Zugpferd in Lateinamerika

Mit Ausnahme von Afrika (- 3 %) nahmen die Exporte nach allen Kontinenten zu. Um fast die Hälfte steigerten sich dabei die Verkäufe nach Ozeanien (Australien + 52 %). Und ein Drittel mehr Nachfrage wies Lateinamerika aus (Brasilien + 58 %). Nach Nordamerika konnte ein Fünftel mehr exportiert werden (Kanada + 24 %; und USA + 22 %). Bei allen genannten Ländern spielten die Mehrverkäufe von Pharmazeutika eine zentrale Rolle.

Die Verkäufe nach Asien weiteten sich um 7 % aus. Hier standen allerdings den Mehrbezügen aus Hongkong (+ 21 %) und Japan (+ 14 %) gesunkene Exporte nach Indien (- 17 %) und China (- 13 %) gegenüber. Die Ausfuhren in die EU insgesamt nahmen nur moderat zu (+ 1 %). Während namentlich die Exporte nach Belgien (+ 16 %), ins Vereinigte Königreich (+ 12 %) und nach Deutschland (+ 4 %) wuchsen, sackten jene nach Österreich gleich um einen Viertel ab (Pharmazeutika). Deutlich rückläufig waren auch die Ausfuhren nach Spanien (- 13 %).

Importe im Januar 2012 nach Waren und Ländern

Schwächelnde Halbfabrikate und Investitionsgüter

Mit Ausnahme der Rohstoffe und Halbfabrikate stiegen die Importe aller Hauptgruppen. Gleich um drei Zehntel weiteten sich dabei die Bezüge von Energieträgern aus, namentlich jene von Treibstoffen und elektrischem Strom. Zugleich verteuerten sich die Energieträger insgesamt um 12 %.

Um einen Sechstel expandierten die Importe von Konsumgütern. Den wesentlichsten Beitrag leisteten dabei die Arzneiwaren, die innert Jahresfrist um 45 % bzw. 900 Mio. Fr. zulegten. Um je einen Zehntel stiegen ferner die Bezüge von Personenautos (Stück: + 12 %) und Wohnungseinrichtungen.

Nur moderat nahmen die Einfuhren von Investitionsgütern zu. Hier standen u.a. den Mehrkäufen von Krafterzeugungsmaschinen (+ 11 %) und Baubedarfswaren (+ 8 %) gesunkene Importe von Luftfahrzeugen (- 10 %) und Fabrikationsmaschinen (- 4 %) gegenüber.

Bei den Rohstoffen und Halbfabrikaten waren gleich mehrere Sparten für das Minus verantwortlich. So gingen die Importe von Papier um einen Sechstel zurück, während jene von Metallen sowie elektrischen und elektronischen Artikeln um je einen Zehntel sanken. Die Einfuhren der grössten Gruppe, der Chemikalien, stagnierten derweil.

Irland steuert allein 40 % am Wachstum bei

Neue Länderdefinition beim Import

Per Januar 2012 hat das Konzept „Ursprungland“ jenes des „Erzeugungslandes“ ersetzt. Damit wird der tatsächlichen Bedeutung der Länder besser Rechnung getragen. Durch diesen Wechsel ergibt sich jedoch für 2012 eine Verzerrung in den Veränderungsraten nach Land oder Ländergruppe(n). Bei der Interpretation der Ergebnisse ist daher Vorsicht geboten, vor allem dann, wenn ein Handelspartner eine hohe Zu- oder Abnahme aufweist.

Abgesehen von Ozeanien - namentlich Australien - legten die Importe aus allen Kontinenten zu, am stärksten jene aus Afrika (+ 73 %). Hier wuchsen die Bezüge aus Algerien gleich um ein Mehrfaches.

Um je einen Viertel stiegen die Zufuhren aus Lateinamerika und Asien (China + 67 %, Indien + 31 %). Zugleich erhöhten sich die Bezüge aus Nordamerika um einen Fünftel (USA + 23 %). Aus der EU wurde insgesamt 6 % mehr importiert, dies vor allem wegen der Verdopplung der Einfuhren aus Irland (Chemikalien). Zudem expandierten die Lieferungen aus Schweden um die Hälfte und jene aus dem Vereinigten Königreich sowie Österreich um je einen Sechstel.

Konjunkturelle Entwicklung

Im Januar 2012 beliefen sich die Exporte auf 16,2 Mrd. Fr. Zwar sanken saisonbereinigt die Ausfuhren um 5,1 % (real: - 3,4 %), dennoch wechselte die Exportentwicklung von der - zur Jahresmitte 2011 festgestellten - Verflachung zu einem leicht steigenden Wachstumstrend über. Die Preise der Exportgüter nahmen um 1,7 % - dies war der zweite Anstieg in Folge. Unter Ausschluss der Pharmasparte stiegen die Preise um 1,5 % (real: + 3,8 %).

Die Importe betrugen im Januar 14,6 Mrd. Fr. Saisonbereinigt wuchsen sie um 4,5 % bzw. real um 3,6 %. Damit waren 5 von 6 Monaten im Plus. Auch hier zeigt der Trend insgesamt aufwärts und zwar markant. Die Preise der eingeführten Waren erhöhten sich mit + 0,8 % leicht. Ohne die Pharmasparte stagnierten die Preise bei + 0,4 % (real: + 8,9 %).

(EZV, 21.02.2012)