Kommentare zum Nein der Stimmbevölkerung vom 11.03.2012 zur Ferieninitiative

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Überbelastung am Arbeitsplatz nicht vom Tisch

Kommentar von Travail.Suisse:

Travail.Suisse, der unabhängige Dachverband von 170'000 Arbeitnehmenden, bedauert das Nein der Stimmbevölkerung zur Initiative "6 Wochen Ferien für alle". Das Problem der zu hohen Arbeitsbelastung und der negativen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen ist damit aber nicht vom Tisch. Der ungünstige Zeitpunkt der Abstimmung und die Angstmacherkampagne der Gegner haben heute einen ersten Schritt zur Lösung verhindert. Somit bleiben Bundesrat und Arbeitgeber gefordert.

Travail.Suisse ist enttäuscht, dass die Stimmbevölkerung am 11.03.2012 die Volksinitiative "6 Wochen Ferien für alle" abgelehnt hat. Gleichzeitig sind wir aber stolz, dass die Initiative die hohe Arbeitsbelastung und deren negative Folgen thematisiert und damit eine zentrale Bedrohung des Erfolgsmodells Schweiz auf die politische Agenda gesetzt hat.

Hohe Arbeitsbelastung bleibt teuer und wirtschaftlich unsinnig

Die hohe Belastung am Arbeitsplatz kostet jährlich 10. Mia. Franken und führt dazu, dass jeder dritte Arbeitnehmende aus gesundheitlichen Gründen nicht bis zur Pensionierung arbeiten kann. Die Initiative hat breite Kreise in Politik und Wirtschaft gezwungen, diesen volkswirtschaftlichen Unsinn und die hohen gesellschaftlichen Kosten zur Kenntnis zu nehmen. Weder die hohe Belastung am Arbeitsplatz noch die Notwendigkeit von Massnahmen gegen die negativen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen sind denn auch vom Bundesrat oder vom Arbeitgeberverband in Frage gestellt worden.

Angstmacherkampagne hat Unsicherheit geschürt

Wegen der grossen Unsicherheit aufgrund der Eurokrise und der konjunkturellen Aussichten hat die Abstimmung zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt stattgefunden. Anstatt das langfristige Wohl der Menschen und der Schweizer Wirtschaft stand die bei vielen Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern verständlicherweise die aktuelle Sorge um den eigenen Arbeitsplatz im Vordergrund. Mit ihrer Angstmacherkampagne haben die Gegner der Initiative zudem voll mit der Unsicherheit der Arbeitnehmenden gespielt. Letztlich überwog der Eindruck "mehr Ferien liegen zum jetzigen Zeitpunkt nicht drin".

Bundesrat und Arbeitgeber gefordert

Die Stärke der Schweizer Wirtschaft sind gesunde und motivierte Arbeitnehmende. Die heutige Arbeitswelt gefährdet die Gesundheit der Menschen und trägt wenig zu deren langfristigen Motivation bei. Die Demografie verschärft diese Entwicklung. Damit ist auch das Erfolgsmodell Schweiz in Gefahr. Gerade ein Hochlohnland wie die Schweiz muss zu den Arbeitnehmenden besonders Sorge tragen. Diese Aufgabe ist mit dem heutigen Nein nicht vom Tisch. Der Bundesrat und die Arbeitgeber sind jetzt gefordert, in der Politik und der Sozialpartnerschaft Hand zu bieten für neue Lösungen. Wir bleiben dran.

Kommentar vom Schweizerischen Gewerkschaftsbund:

Volksinitiative 6 Wochen Ferien für alle  – Jetzt sind die Sozialpartner gefordert

Die Ablehnung der Volksinitiative "6 Wochen Ferien für alle" ist kein Plebiszit für noch mehr Stress am Arbeitsplatz, für noch längere Arbeitszeiten, für Arbeitsbereitschaft rund um die Uhr an 7 Tagen die Woche. Das Nein der Stimmberechtigten ist vielmehr ein Auftrag an die Sozialpartner gemeinsame Lösungen zu finden, wie der zunehmende Druck auf die Arbeitnehmenden und die Beschleunigung in den Arbeitsprozessen abgebaut werden kann. Die Gegner der Initiative - Bundesrat, bürgerliche Parteien und Arbeitgeber - haben während der Abstimmungskampagne immer wieder betont, dass sie das Grundanliegen des Volksbegehrens - mehr Erholungszeit für die Arbeitnehmenden - teilten, dass sie aber staatliche Regelungen ablehnten. Die Arbeitgeber sind nun in der Pflicht zu beweisen, dass das nicht nur leere, dem Kampagnenerfolg geschuldete Worte waren. Der Schweizerische Gewerkschaftsbund und seine Verbände werden sie bei den nächsten Sozialpartnerverhandlungen an ihre Aussagen erinnern und Lösungen für mehr Arbeitnehmerschutz, weniger Stress am Arbeitsplatz und mehr Freizeit fordern. Die Politik ihrerseits ist in der Pflicht, für diejenigen Arbeitnehmenden den Schutz zu verbessern, die in Branchen beschäftigt sind, in denen keine verhandlungsfähigen Sozialpartner existieren.

Kommentar von economiesuisse:

economiesuisse ist erfreut über das eindeutige Nein zur Ferieninitiative

Die Stimmberechtigten haben die möglichen Schäden der Ferieninitiative erkannt. Sie lehnen eine starre Verankerung eines 6-wöchigen Ferienanspruchs in der Verfassung klar ab. Das deutliche Nein ist ein wichtiges Bekenntnis zur Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Unternehmen, insbesondere der KMU.

Mit dem Nein vom 11.03.2012 haben Volk und Stände die Verankerung von sechs Wochen Ferien in der Verfassung deutlich abgelehnt. Eine Annahme der Ferieninitiative hätte sich negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit der schweizerischen Unternehmen ausgewirkt. Die Initiative hätte besonders die Zulieferindustrie und die kleinen und mittleren Unternehmen mit weniger als 250 Angestellten getroffen. Wegen des starken Frankens und den im internationalen Vergleich sehr hohen Lohn- und Arbeitskosten haben schweizerische Unternehmen bereits heute gegen einen grossen Standortnachteil zu kämpfen. Eine Erhöhung der Lohnkosten hätte unsere Konkurrenzfähigkeit mitten in der Krise noch einmal empfindlich geschwächt.

Das klare Nein zur Ferieninitiative ist gleichzeitig ein Ja zu einem liberalen Arbeitsrecht und zu sozialpartnerschaftlichen Vereinbarungen. Der heutige Feriendurchschnitt liegt mit fünf Wochen bereits deutlich über dem gesetzlich vorgeschriebenen Minimum von vier Wochen Ferien. Der sozialpartnerschaftliche Weg funktioniert - dank Gesamtarbeitsverträgen und zahlreichen Firmenregelungen profitieren bereits heute viele Arbeitnehmer von Lösungen, welche auf die Bedürfnisse der einzelnen Branchen abgestimmt sind. Die Ferieninitiative hätte mit ihrer starren Regelung Arbeitsplätze gefährdet und sowohl Unternehmen als auch Arbeitnehmenden einen Bärendienst erwiesen. economiesuisse ist erfreut, dass Volk und Kantone diesem Anliegen eine klare Abfuhr erteilt haben.

(ots, 11.03.2012)