Gewinn deutlich gesunken – Axpo trimmt sich fit und plant über 20 Mrd. CHF Investitionen in die Versorgungssicherheit
Der Axpo Konzern muss für das Geschäftsjahr 2010/11 (per 30.9.2011) einen deutlichen Gewinnrückgang ausweisen: Sowohl das Betriebsergebnis (EBIT) von 139 Mio. CHF wie auch das konsolidierte Unternehmensergebnis von 45 Mio. CHF liegen deutlich unter den Vorjahreswerten von 538 Mio. CHF bzw. 409 Mio. CHF. Negativ wirkten sich vor allem die Turbulenzen auf den Finanz- und Währungsmärkten, die Folgen des Unfalls in Fukushima, die Kostenüberprüfung für Stilllegung und Entsorgung von Kernkraftwerken sowie regulatorische Entscheide aus. Während die Marktaussichten weiterhin getrübt sind, werden Restrukturierungen sowie substantielle Investitionen in die Infrastruktur zur Wahrung der Versorgungssicherheit notwendig.
Axpo gehört zu 100 Prozent den Kantonen und Kantonswerken der Nordostschweiz und hat einen klaren Versorgungsauftrag. Um auch künftig die sichere und umweltgerechte Stromversorgung ihrer Kunden gewährleisten zu können, muss Axpo in den nächsten Jahren in einem weiterhin anspruchsvollen Umfeld massiv investieren. Bis 2030 sollen 21 Mrd. CHF für den Neu- und Ausbau von Produktionskapazitäten und Netzen aufgebracht werden. Dafür muss Axpo effizienter werden, die Ertragskraft steigern sowie schneller und flexibler auf die Herausforderungen von Märkten und Politik reagieren können. Dabei geht es im Wesentlichen um drei Stossrichtungen:
- Flexibilisierung der Produktionsstrategie: Nach dem Verzicht auf die ursprünglich geplanten Ersatz-Kernkraftwerke wird Axpo auf einen flexiblen Beschaffungsmix aus dem In- und Ausland setzen.
- Steigerung der Ertragskraft: Die Zusammenlegung der Handelsaktivitäten von EGL AG und Axpo AG bietet neue Marktchancen. Die Kompetenzen werden konzentriert, die Bewirtschaftung des Kraftwerksparks optimiert.
- Kostensenkungen: Durch die Neuorganisation der Steuerungs- und Supportfunktionen sowie die Zusammenlegung von operativen Bereichen wird Axpo ab März 2012 bis zu 140 Stellen abbauen, teilweise durch natürliche Fluktuation und vorzeitige Pensionierungen. Es wird aber auch zu Entlassungen kommen. Zusätzlich werden bei verschiedenen operativen Kostenpositionen Einsparungen umgesetzt.
Insgesamt soll der EBIT mittelfristig durch die Restrukturierung um über 100 Mio. CHF verbessert werden.
Flexible Strategie, Produktionsziel für Erneuerbare verdoppelt
Die von Bundesrat und Parlament als Folge von Fukushima eingeleitete politische Energiewende hat die Ausgangslage für Axpo und die Grundlagen für eine sichere Stromversorgung fundamental verändert und unsichere Rahmenbedingungen für die künftige Entwicklung geschaffen. Axpo reagiert mit einer Anpassung der Produktionsstrategie. Der Auftrag der Axpo ist es weiterhin, eine sichere und umweltgerechte Stromversorgung der Kunden im Versorgungsgebiet zu gewährleisten. Versorgungssicherheit wird angestrebt, indem jederzeit genügend Kapazitäten (Kraftwerke und Beschaffungsverträge) vorrangig in der Schweiz oder durch Beschaffung aus dem Ausland zur Verfügung stehen.
Axpo will flexibel auf die aus heutiger Sicht nicht schlüssig absehbare Entwicklung der Rahmenbedingungen reagieren können. Im noch breiter abgestützten Produktions- und Beschaffungsmix ist Kernenergie aus den Schweizer und den französischen Werken für die nächsten Jahre auch weiterhin ein wichtiges Element. Wasserkraft wird zur Hauptsache im Inland aber auch im benachbarten Ausland eine wichtige Produktionsquelle bleiben bzw. werden. Angesichts des beschränkten Ausbaupotenzials und aufgrund der verschärften Restwasservorschriften wie auch der absehbar restriktiveren Haltung der Konzessionsgeber ist schon der Erhalt der bisherigen Produktionsmengen im Inland ein ambitiöses Ziel. Grösstes Projekt im Inland bleibt Linthal 2015 mit dem 1000-Megawatt-Pumpspeicherwerk Limmern. Windanlagen im Ausland und Biomasse sowie Kleinwasserkraft im Inland sind weiterhin die Säulen der Strategie für neue erneuerbare Energien. Das Produktionsziel für neue erneuerbare Energien bis zum Jahr 2030 wird von 2,2 Mrd. kWh auf 5 Mrd. kWh erhöht. Axpo wird damit weiterhin die grösste Produzentin von erneuerbarer Energie in der Schweiz bleiben. Allerdings wird über die Hälfte des Zubaus im Ausland stattfinden.
Der Bau von Gas-Kombikraftwerken und allenfalls Wärmekraftkopplungs-Anlagen sind – falls die gesetzlichen und ökonomischen Kriterien stimmen – zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls Optionen für Axpo. Ebenso wird sich Axpo noch stärker für Energieeffizienz bei eigenen Anlagen, Gebäuden und Fahrzeugen wie auch im Kundenbereich einsetzen.
Neue Konzernstruktur, deutliche Ertragsverbesserung
Mit der vollständigen Übernahme der EGL AG hat der Konzern die Möglichkeit, das Handelsgeschäft der Konzerntöchter Axpo AG und EGL AG sowie diverse Steuerungs- und Servicefunktionen zusammenzulegen. Dadurch lassen sich Doppelspurigkeiten eliminieren, Kompetenzen konzentrieren, Abläufe vereinfachen und so Kosten reduzieren. Nebst der Nutzung von Synergien sollen auch zusätzliche Ertragspotenziale erschlossen und mittelfristig eine Ergebnisverbesserung von deutlich über 100 Mio. CHF pro Geschäftsjahr erreicht werden.
Die stärkere Integration von Axpo Holding AG, Axpo AG und EGL AG ermöglicht die Schaffung einer neuen, optimierten Konzernstruktur. Neu werden die operativen Tätigkeiten, die heute in mehreren Divisionen der Axpo AG und bei der EGL AG angesiedelt sind, in den beiden Geschäftsbereichen "Produktion & Netze" und "Handel & Vertrieb" konzentriert. Auch die heute noch in den einzelnen Gesellschaften vorhandenen Steuerungs- und Servicefunktionen werden zusammengelegt. Neues operatives Führungsorgan ist die Konzernleitung unter Leitung von CEO Heinz Karrer. Dem Gremium gehören neben dem Konzern-Finanzchef Martin Schwab die Leiter der beiden neuen Geschäftsbereiche Produktion & Netze, Manfred Thumann, sowie Handel & Vertrieb, Hans Schulz, und der CEO der Tochtergesellschaft CKW, Andrew Walo, an. Die neue Konzernstruktur wird auf den 1. März 2012 umgesetzt.
Als Folge der Restrukturierung wird es auch zu einem Abbau von bis zu 140 Vollzeitstellen kommen. Ziel ist es, diesen Abbau möglichst über natürliche Fluktuation und Frühpensionierungen umzusetzen, dennoch wird es auch Entlassungen geben. Für die austretenden Mitarbeitenden wurde ein Sozialplan erstellt. Der durchschnittliche Personalbestand im Geschäftsjahr 2010/11 belief sich auf 4415 Mitarbeitende (Vollzeitstellen).
Sondereffekte reduzieren Gewinn massiv
Das Geschäftsjahr 2010/11 wurde deutlich geprägt durch die Auswirkungen der europäischen Finanz- und Schuldenkrise auf die Finanzmärkte und die Währungen, den Unfall in Fukushima sowie durch regulatorische Entscheide und die Kostenüberprüfung für Stilllegung und Entsorgung der Kernkraftwerke. Diese Faktoren verringerten das konsolidierte Unternehmensergebnis markant, von 409 Mio. CHF auf 45 Mio. CHF. Vor allem die im Berichtsjahr erfolgte Neuermittlung der künftigen Kosten für die Stilllegung und Entsorgung der Kernkraftwerke führte zu einer signifikanten Erhöhung der Abschreibungen. Diese nahmen insgesamt gegenüber dem Vorjahr um 311 Mio. CHF auf 860 Mio. CHF zu. Die für das Kernkraftwerk Beznau ermittelten und zu aktivierenden Mehrkosten gelten aufgrund der Bewertung des Kraftwerks als nicht werthaltig. Der Grund dafür sind die in die Bewertung eingeflossenen Versorgungspreise in der Schweiz, die unter dem Marktwert liegen. Dies führte zu einer Zusatzabschreibung beim Kernkraftwerk Beznau von 297 Mio. CHF. Die als Folge des politischen Entscheids zum Ausstieg erfolgte vollständige Abschreibung der aktivierten Investitionen in geplante Ersatz-Kernkraftwerke schlug mit 30 Mio. CHF zu Buche. Den von der ElCom erlassenen Teilverfügungen zur Netzbewertung sowie dem Bundesgerichtsurteil zum Fall "Stahl Gerlafingen" wurde mit 47 Mio. CHF Rechnung getragen. Das Bundesgericht hatte entschieden, dass Grosskunden Strom unter bestimmten Bedingungen weiterhin zu günstigeren Gestehungskosten anstatt zu Marktpreisen beziehen dürfen. Zudem führte die Anpassung der Bewertung der EGL-Netzanlagen an die ElCom-Verfügungen zu einer zusätzlichen Abschreibung von 80 Mio. CHF. Als Folge mussten Forderungen gegenüber der Übertragungsnetzbetreiberin Swissgrid im Umfang von 40 Mio. CHF abgeschrieben werden.
770 Mio. CHF in Kraftwerke und Netze investiert
Im Energiehandel wurde das Resultat des Vorjahres nicht erreicht. Hauptgründe hierfür waren ein deutlich schwächeres Ergebnis im grenzüberschreitenden Handel mit Italien sowie der schwache Euro. Allein der Euroeffekt belastete im Vorjahresvergleich das Ergebnis auf Stufe EBIT mit rund 90 Mio. CHF. Der Beschaffungsaufwand für Energie und Netznutzung nahm im Vergleich zur Gesamtleistung überproportional auf 4091 Mio. CHF (plus 6%) zu, dies vor allem infolge der hohen Brennstoffkosten. Dagegen konnte der nicht energie- oder netzbezogene Betriebsaufwand um 62 Mio. CHF reduziert werden, vor allem dank Senkung der wiederkehrenden Kosten um über 40 Mio. CHF.
Der Geldfluss aus Geschäftstätigkeit belief sich auf 862 Mio. CHF (plus 26%). Bei Nettoinvestitionen von 770 Mio. CHF resultierte ein Free Cashflow von 92 Mio. CHF. Die Mittel wurden vorwiegend für Kapitalerhöhungen bei der Kraftwerke Linth-Limmern AG (Projekt Linthal 2015) und Global Tech 1 (Offshore Windpark in der Nordsee), für den Bau eines Windparks in Italien, für die Beteiligung am Geothermieprojekt Taufkirchen in Deutschland sowie für den Ausbau der Netzinfrastruktur verwendet.
Die überwiegend belastenden Faktoren führten dazu, dass der Axpo Konzern trotz leicht gesteigerter Gesamtleistung von 6354 Mio. CHF (plus 1%) für das Geschäftsjahr 2010/11 ein unbefriedigendes Ergebnis ausweisen muss. Aufgrund dieses Ergebnisses wird der Verwaltungsrat der Generalversammlung die Ausrichtung einer unveränderten Dividende von 2.20 CHF pro Aktie vorschlagen.
Energieabsatz im Versorgungsgebiet und im Handel gesteigert
Die im Versorgungsgebiet von Axpo und CKW abgesetzte Strommenge nahm gegenüber dem Vorjahr um 1,6% auf 21 180 Mio. kWh zu. Dies dank allgemein guter Wirtschaftslage in der Schweiz und trotz mehrheitlich kühler Sommermonate. Der Absatz an dritte Unternehmen und im Handel konnte, insbesondere dank höherem Gasabsatz, um 7% auf 49 784 Mio. kWh gesteigert werden. Während die Produktion aus Kernkraftwerken (22 999 Mio. kWh) und aus Anlagen der neuen erneuerbaren Energien (193 Mio. kWh) leicht über dem Vorjahresniveau lagen und die hydraulischen Kraftwerke (8015 Mio. kWh) die Erzeugungswerte des ebenfalls eher trockenen Vorjahres egalisierten, fiel die Stromerzeugung der konventionell-thermischen Kraftwerke mit 4640 Mio. kWh deutlich geringer aus. Hauptgrund dafür war die konjunkturelle Abschwächung in Italien, aufgrund derer die italienischen Gas-Kombikraftwerke weniger lang eingesetzt werden konnten. Von Drittunternehmen und im Handel wurden 35 347 Mio. kWh beschafft.
Bild: © Axpo Holding AG
(Axpo-Communiqué, 23.01.2012)